Der Saisonabbruch im Kreisfußball sorgt zunächst für Verwirrung (Quelle Nordkurier vom 10.04.2021 juw & mw)

 

Zwei Tage hatte sich der Kreisfußballverband Mecklenburgische Seenplatte mit der Entscheidung Zeit gelassen, ob auch er wie der Landesfußballverband und die Mehrheit der Kreisfußballverbände die Saison abbricht oder nicht.

Das ließ Spekulationen aufkommen, in der Seenplatte könnte im Gegensatz zu den anderen Kreisen zumindest die Hinrunde noch zu Ende gespielt werden. Der KFV Seenplatte als Gallier gegen die Römer vom LFV?. Sollten sich die Funktionäre das wirklich trauen, gegen den Trend zu stimmen? Was lange währt wird bekanntlich gut.

Doch als dann am Donnerstag die Meldung kam, dass auch hier die Saison beendet wird, fehlte den Vereinen eine ganz wichtige Information. Denn während der Landesfußballverband und die meisten anderen Kreisverbände gleichzeitig mit dem Saisonabbruch die Wertung der abgebrochenen Saison mit den folgenden Endplatzierungen und den möglichen Aufstiegskandidaten vornahmen, blieb unser Kreisfußballverband den Vereinen diese Antwort zumindest in dem an sie gerichteten Anschreiben schuldig. Also werden die bisherigen Spiele annulliert, wird eine Quotientenregelung zur Anwendung kommen oder hat der Verband gar noch etwas anderes wie Losen oder Streichholz ziehen vor? Diese Fragen sollten dem erwähnten Anschreiben nach erst noch am 10. Mai beantwortet werden, wenn “konkrete Entscheidungen über die Wertung der abgebrochenen Spielzeit in der Vorstandsitzung diskutiert werden“.

Im DFB-Net „fussball.de“ wird hingegen schon die Quotientenregelung praktiziert und dabei auf den Beschluss vom 8. April verwiesen. Davon war im Anschreiben jedoch überhaupt keine Rede gewesen. Also herrschte auch gestern noch ein wenig mehr Verwirrung. Denn warum schreibt der Kreisverband den Mitgliedern nicht, dass man haargenau genauso verfährt wie zwei Tage zuvor der Landesfußballverband?

Gerade für Vereine wie den PSV Röbel-Müritz ist eine frühere Klärung wichtig, weil es für den PSV als Tabellenführer der Fußball-Kreisoberliga I um den Aufstieg in die Landesklasse geht. Bei einer Annullierung der Saison wären die Punkte alle futsch gewesen.

So atmete auch der Trainer Thomas Kaiser am Freitag etwas auf, als er dann doch über Umwege von der Quotientenregel erfuhr. Allerdings gibt es in Röbel noch keine Aufstiegsfeier.

“Ehrlich gesagt haben wir uns bisher überhaupt noch keine Gedanken gemacht, ob wir die Möglichkeit des Aufstieges wahrnehmen möchten. Wir werden uns in der nächsten Zeit zusammensetzen und das sorgfältig abwägen“, sagte Thomas Kaiser. Er hatte mit dem Abbruch gerechnet und sich gewundert, warum der KFV Seenplatte nicht gleich am Dienstag mit dem Landesverband und den anderen Kreisverbänden gleichgezogen hatte.

Und auch sein PSV-Trainerkollege Ronny Ollenburger wollte sich noch nicht festlegen. “Wir haben einen guten Kader und ich bin überzeugt, dass wir in der Landesklasse mithalten könnten. Aber die Grundvoraussetzungen müssen stimmen, und da müssen wir noch ausloten, was dann geht. Es ist klar, dass nun andere Vereine an unsere Spieler herantreten werden und werden das berücksichtigen müssen. Am Ende muss das die Mannschaft selbst entscheiden, und das wird nicht vor Anfang Mai erfolgen. Ich hoffe, dass es wenigstens im Kreispokal noch weitergeht, damit wir die Saison sportlich abschließen können“.

In dem knapp gehaltenen Info-Text an die Vereine wurde am Donnerstag mitgeteilt, dass die „zwei Aufsteiger aus den Kreisoberligen zur Landesklasse dem LFV bis zum 13. Juni 2021 gemeldet“ würden. Auch da kein Wort von Quotientenregelung. Und: Was bei den Spitzenteams in der Herren-Spielklasse darunter, in den beiden Kreisligen nämlich, die Frage aufwarf: Und was wird mit uns?

“Ich habe mich extra erkundigt und erfahren, dass sich der Aufstieg nach den bestehenden Beschlüssen regelt. Damit ist für mich klar, dass wir in die Kreisoberliga einziehen“, so Ulf Krömer, Vorsitzender des FC Motor Süd Neubrandenburg. „Ich hätte es schön gefunden, wenn das explizit so benannt worden wäre.“ Die „Erste“ des Vereins liegt in der Kreisliga-Staffel I selbstredend auch mit der nun angewendeten Quotienten-Regelung ganz vorn – sieben Partien, sieben Siege. Dass nun mit der Spielzeit Schluss gemacht wurde, findet Krömer „richtig und nachvollziehbar“.

Was sagen andere Spieler und Funktionäre zum Saisonabbruch und zur Wertung der bisherigen Spiele?

 Christian Baumgarte, Spieler und Vorstandsmitglied SG Grün Weiß Pribbenow meint: “Innerhalb der SGP hatten wir schon ein bisschen die Hoffnung, dass zumindest die Hinrunde noch zu Ende gespielt wird. Aus diesem Grund ist es jetzt umso bitterer, dass die 2. Saison in Folge vorzeitig beendet wurde. Der Abbruch ist natürlich die logische Konsequenz der ganzen Situation und man kann dem Kreisfußballverband gar keinen Vorwurf machen. Eine Umsetzung des Spielbetriebs, ohne gegen die Coronaregeln zu verstoßen, wäre einfach nicht möglich gewesen. Ich möchte auch gar nicht weiter auf die Verhältnismäßigkeit der Regeln eingehen, da jeder Mensch seinen eigenen Standpunkt hat, aber für mich persönlich sind einige Regeln völlig inakzeptabel. Da stehe ich auch nicht alleine da, denn viele Sportler der Region können einige Festlegungen absolut nicht nachvollziehen.

Ich denke, dass wir keine Diskussion über die Wertung der abgelaufenen Saison benötigen, denn keiner der Mannschaften hat einen Auf- oder Abstieg verdient. Jede Mannschaft sollte seinen fairen Wettkampfgeist bewahren und sich mit der Position zufriedengeben, die sie im Endeffekt erreicht hat. Des Weiteren sollte der Kreisverband den Kreispokal ebenfalls aussetzen, denn was hat eine Mannschaft davon, sich darauf vorzubereiten, um dann eventuell nach einem Spiel die Saison komplett zu beenden? Die Pokalrunden könnten höchstens im Rahmen der nächsten Saison nachgeholt werden, wie es beispielsweise in Spanien passiert ist. Da seit November die Fußballplätze leergefegt sind und das Vereinsleben bei den meisten Vereinen eingeschlafen ist, sollte man versuchen ab Mai eine Art Sommerrunde aufzubauen, ähnlich dem Konzept der Alten Herren.

Simeon Schmidt, Spieler vom SV Traktor Dargun, meint: “Die Entscheidung des Kreisfußballverbandes ist für uns in Dargun ein logischer und vernünftiger Schritt. Trotz vieler guter Maßnahmen steigen die Fallzahlen auch weiterhin, ein Ende scheint dabei kurzfristig nicht in Sicht. Daher ist die „harte Tour“ mit einem vollständigen Abbruch des Spielbetriebes richtig, um einen Neustart nicht noch weiter heraus zu zögern. Welches Modell zur Ermittlung der Tabellenplätze nun herangezogen wird, ist für uns eher nebensächlich, denn diese Saison möchte wir aufgrund der vielen Unwegsamkeiten hinter uns lassen und lieber einem gemeinsamen bzw. fairen Wettbewerb in der nächsten Saison entgegenfiebern“.

Philipp Mundt, Spieler vom TuS Neukalen, sagte: „Natürlich ist es für uns sehr ärgerlich und schade, dass die Saison abgebrochen werden musste, da wir gerade richtig in der Kreisoberliga angekommen sind und einen richtigen Lauf hatten. Die Entscheidung ist aus gesundheitlicher Sicht aufgrund der Corona-Pandemie und der wieder ansteigenden Inzidenzzahlen völlig nachvollziehbar, allerdings muss ich auch sagen, dass mir die Jungs, die Fans, das sportliche Kräftemessen und der der Fußball sehr fehlen.

Meiner Meinung nach kann die Wertung der Saison nach welcher Regelung auch immer nicht fair für die Vereine sein, da stellenweise nur sechs oder sieben Spiele absolviert wurden. Gerecht ist nur, dass es keine Absteiger geben wird außer der Verein möchte eine Liga tiefer antreten. Wir sind von der Wertung auf Platz 4 der Kreisoberliga weniger als andere Mannschaften betroffen, die um den Aufstieg spielen wollten und durch den Abbruch knapp dran gescheitert sind“.

Frank Dreher, Spielertrainer des FSV 1919 Malchin II sagte: “Der Trainings- und Spielbetrieb aufgrund der aktuelle Lage nicht möglich und der Terminkalender lässt keine Möglichkeit zu, den Spielbetrieb adäquat zu beenden. Es wurde erheblich weniger als die Hälfte der Spiele absolviert. Die Anzahl absolvierten Spiele ist so gering, dass eine sportliche Wertung keine Aussagekraft für eine ganze Saison hat. Aus meiner Sicht ist das Finden einer gerechten Lösung eine Herausforderung. Tendenziell neige ich jedoch zu einheitlichen Regeln. Die vom LFV-MV sollten für die Kreisverbände gelten und sind verlässlichen Regeln“.

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Ronny Ollenburger, Trainer der Kreisoberligamannschaft des PSV

Röbel-Müritz.

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Thomas Kaiser ist der zweite Trainer des Aufstiegskandidaten PSV Röbel-Müritz.

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Der PSV Röbel-Müritz (hier links mit Alexander Götze) ist zur Zeit Spitzenreiter der Fußball-Kreisoberliga I und ist damit der erste Anwärter auf den Aufstieg in die Landesklasse.

PSV Röbel-Müritz e.V. 0